#1

SGZ 28 - Zwei sind einer zu viel!

in Die Geschichten der Woche 20.07.2024 10:33
von Sturmruhe • Federlibelle | 1.222 Beiträge | 5477 Punkte

„Verdammt!“ Hille Hicks, Kommissarin a.D. wider Willen, rudert mit den Armen durch die Luft, als der Steinhaufen unter ihr nachgibt, und kracht rückwärts zwischen die geparkten Scooter. Eine der schweren Maschinen kippt seitlich weg und drückt seinen Lenker schmerzhaft in ihre Schulter. Sie sieht zu dem erleuchteten Viereck hoch. Zu gerne hätte sie einen Blick durchs Fenster geworfen.

Hoffentlich haben die da oben nichts gehört.

„You can keep your hat on“, dröhnt es aus den Lautsprechern im F1. Vorne drängeln sich wahrscheinlich die Gäste, denkt Hille. Das laute Gelächter der Männer und die süßen Quietschestimmchen der Thai-Girls dringen bis zu ihr in den Hinterhof der Tabledance-Bar. Auf allen Vieren quält sie sich unter dem Vehikel hervor. Ihre Schulter schmerzt höllisch. Es riecht widerlich nach Benzin und Katzenurin. Kein Wunder, dass es so stinkt, sie kauert mitten in einem Haufen halbverrotteter Kartonreste, getoppt von zerknitterten Plastiktüten in rosa, hellblau und grün, das ganze teilweise mit Unkraut überwachsen. Zwischen den Tüten ist Bewegung. Vermutlich ist sie in das Zuhause einer Kakerlakenfamilie gestürzt. Sie will es gar nicht so genau wissen.

„Typisch für Thailand“, denkt sie, „vorne hui, hinten pfui.“

So wie hier sieht es in vielen Hinterhöfen aus. Hille versteht diese Diskrepanz bis heute nicht. Sie verbringt seit Jahren ihren Urlaub in Thailand und egal, wo sie absteigt, es ist immer gleich. Was hinter den Häusern passiert, scheinen die thailändischen Hausfrauen und Putzteufel nicht wahrzunehmen. Warum auch, werden sie sich sagen. Es schaut sowieso niemand nach. Dafür sorgen sie jedoch bereits frühmorgens dafür, dass der vordere Eingangsbereich und die Terrassen ihrer Häuser stets makellos gefegt sind. Vor allem stellen sie sicher, dass die Nachbarinnen sie dabei sehen. Das gehört zum guten Ton und wer morgens nicht fegt, gilt als unordentliche Hausfrau.

Fluchend befühlt Hille ihr angeschlagenes Steißbein.

„Was musst du auf deine alten Tage auch noch kriminalisieren? Du bist pensioniert. Und du hast Urlaub!“, poltert die wohlbekannte innere Stimme, wie immer uneingeladen und unerwünscht in solchen Situationen.

„Scheiß auf meine alten Tage“, denkt Hille. „Ich bin frühpensioniert. Zwangspensioniert! Halt dich einfach da raus.“

Wie ihre Worte können auch ihre Gedanken durchaus freundlich, unfreundlich und, wie gerade jetzt, sehr unfreundlich und abweisend klingen. „Ich habe jetzt absolut keinen Nerv für Diskussionen.“

„Ja, weil du das Saufen nicht lassen konntest!“ Wie immer muss das verhasste, aber leider allwissende Schatten-Ich das letzte Wort haben.

Hille ignoriert den Einwurf. Was soll sie auch dagegenhalten? Es stimmt ja. Wäre sie während der Bereitschaft nicht angetrunken gewesen, würde Peter wahrscheinlich noch leben. Sie hätte seinen Vorschlag, ihn alleine zum Einsatz fahren zu lassen. einfach nicht annehmen dürfen, auch wenn es sich nur um einen Routineeinsatz handelte. Von diesem Einsatz ist er nie zurückgekommen. Auch das Mädchen, das den Notruf abgesetzt hatte, ist nicht wieder aufgetaucht. Dass beide ermordet wurden, liegt allerdings nahe. Die Blut- und Schleifspuren auf dem Asphalt vor der Wohnung stammten definitv von dem Mädchen und die DNA der Blutspuren auf dem Fahrersitz und am Lenkrad des verlassenen Einsatzwagens konnte eindeutig Peter zugeordnet werden.

„Genau! Und du, Hille hast ihn auf dem Gewissen“, tönt es in ihren Gedanken.

„Wer weiß. Gewissermaßen. Sozusagen“, denkt sie.

„Versuche bloß nicht wieder, dich da rauszureden“, tönt es gnadenlos von ganz unten hinten, noch unter dem Solar Plexus, wo sich bei Hille die Ursuppe versteckt. Aber dieses verdammte schlechte Gewissen, weiß natürlich genau, wo es suchen muss. Meistens erfolgreich. „Nix wer weiß, gewissermaßen, sozusagen. Definitiv!“

„Ist ja gut“, brummelt Hille. „Halt einfach die Klappe! Vielleicht ist ja alles ganz anders.“ Mit schmerzverzerrtem Gesicht versucht sie, sich aus dem Müllhaufen herauszuarbeiten. Mühsam rollt sie sich herum.

„Wieso, was ist anders?“

„Wenn du mal wirklich meinen Gedanken folgen und nicht immer nur nach meinen Fehlern suchen würdest, wüsstest du, warum wir in diesem Hinterhof hocken!“

„Ach, weil du meinst, dass die beiden Typen in dem YouTube-Video Bösewald und Peter ähnlich sehen? Das ist doch hirnverbrannter Blödsinn! Außerdem hast du die beiden nur von der Seite gesehen, und nur ganz kurz. Die Videoqualität war auch nicht gerade gut. Du möchtest natürlich gerne, dass Peter noch lebt. Verständlich. Aber es wäre schon ein völlig unwahrscheinlicher Zufall, wenn die beiden tatsächlich an deinem Urlaubsort in Thailand eine Bar betreiben würden. Ausgerechnet auf Koh Chang am Lonely Beach. Dass ich nicht lache.“

„Innere Stimmen können nicht lachen“, denkt Hille. „Iiiiiigitt!“, entfährt es ihr nach einem zufälligen Blick auf ihre Knie im Müllhaufen. Hektisch wedelt sie mit den Händen, um die beiden fetten Mäuse zu verjagen, die ganz gemütlich an ihr herumschnuppern. Können Mäuse überhaupt so fett werden? Oder sind das etwa Ratten? Der Gedanke wirkt Wunder, Trotz der Schmerzen steht sie Sekunden später aufrecht. Von Ratten angefressen zu werden, ist kein Spaß. Darauf kann sie gerne verzichten.

Hille bemerkt nicht, dass sie nun voll im Lichtstreifen steht. Plötzlich kommt Bewegung hinein. Sie schaut hinauf – und fährt zusammen. Dicht am Fenster sind zwei Männer aufgetaucht. Sie stolpert und landet auf einem morschen Ast, der unter ihren Füßen knackt und gegen eine alte Metalldose stößt. Laut scheppernd landet die Dose an einem Stein. Für den Bruchteil einer Sekunde steht Hille wie hypnotisiert im Lichtschein und kann nicht glauben, was sie sieht. Einer der Männer schaut zu ihr hinunter. Sie macht einen Schritt rückwärts und steht nun nahe an der dunklen Hinterhofmauer. Hat er sie gesehen? Gehört hat er sie sicher, Der Mann am Fenster starrt jetzt intensiv in die Dunkelheit hinaus.

Hille rührt sich nicht. Ihr Herz klopft bis zum Hals. Sie hat sich nicht geirrt. Peter ist der Mann in dem Video. Er ist nicht tot. Der Endfünziger da oben sieht ihm nicht nur ähnlich, er hat genau dieselbe breite Narbe quer über der Stirn! Das IST Peter!

Jetzt tritt auch der andere Mann näher ans Fenster.

„Peppone“! Beinahe schreit sie es heraus, drückt sich im letzten Moment die Hand vor den Mund. Das ist Wolf Bösewald, ihr letzter Fall. Der Hamburger Zuhälter ist von der Bildfläche verschwunden, nachdem sie ihm weder die Vergewaltigung noch den Mord an dem Mädchen zweifelsfrei nachweisen konnte. Keine Leiche, kein Ankläger. Was macht Peter hier? Was zum Teufel haben die beiden miteinander zu schaffen?

Im Haus knallt eine Stahltür. Eilige Schritte auf der Treppe. Die beiden Männer haben definitiv mitbekommen, dass sich jemand im Hinterhof herumtreibt, denkt Hille. Peter hat mit Sicherheit gesehen, dass jemand, wenn auch kurz, in voller Beleuchtung unten im Hinterhof stand, Aber hat er mich auch erkannt? Egal, nichts wie weg! Wenn die beiden mich hier erwischen, ist Schluss mit lustig. Sie würden ganz sicher nicht die Polizei holen. Die würden ihr einfach eins überbraten, und gut ist's. Und die Thai-Polizisten sind in solchen Fällen sowieso meistens auf Seiten des Meistbietenden. Englisch sprechen sie sowieso eher selten, sie verstehen am besten die Sprache des Geldes. Wie soll sie auch erklären, was sie hier zu suchen hat? Die Geschichte glaubt ihr doch kein Mensch!

„Hmmmmm …“, tönt es von innen, nicht mehr von ganz so tief unten und mit einem viel freundlicheren Unterton. „Immerhin fange ICH an, dir zu glauben.“

Hille zwängt sich durch die enge Lücke in der Mauer und rennt quer durch die angrenzende Bananenplantage. Ein Sport-BH wäre jetzt angenehm, denkt sie. Eine Horde Affen beginnt aufgeschreckt zu kreischen und ganz in der Nähe ist ein indigniertes Fauchen zu hören. Endlich erreicht sie den Strandweg. Zum Glück liegt ihr Bungalow gleich am Anfang der Anlage. Keuchend bleibt sie stehen, schiebt mit zitternden Fingern den winzigen Schlüssel in das Hängeschloss. Die Bambustür schwingt knarrend auf. Hille stürzt hinein und knallt die Tür hinter sich zu.

Schweratmend steht sie einen Moment lang in der Dunkelheit. „Ich bin wirklich zu alt für sowas“, sagt sie. „Was mach ich denn jetzt?“

Die innere Stimme klingt versöhnlich. „Erstmal schlafen. Ausruhen. Es wird sich alles finden.“


HIER WAR DIE STUNDE UM


Am nächsten Morgen reißt sie das Telefon neben ihrem Bett lautstark aus dunkel überschatteten Träumen. Mist, ich habe ja das Wellness-Paket gebucht, denkt sie. Hille nimmt den Anruf entgegen und entschuldigt sich. „Sorry, give me five minutes“, sagt sie, springt aus dem Bett unter die Dusche, Katzenwäsche, Bademantel an und los. Am meisten freut sie sich auf das heiße Schlammbad. Sie ist total neugierig, wie sich das anfühlt. Die Idee kam ihr neulich beim Binge-Watching von „Suits“. Louis Litt, einer der Anwälte in der Serie, schwört auf Schlammbäder und ihre Wirkung auf den Denkapparat. Als sie bei der Hotelbuchung entdeckte, dass das Wellness-Paket der Bungalow-Anlage auch Schlammbäder umfasst, war klar, sie musste unbedingt eine Session buchen.

„Vielleicht kommt mir ja eine gute Idee, wie ich Peter und Peppone dingfest machen kann, Thailand hin oder her, irgendwie muss ich die zu fassen kriegen“, murmelt sie auf dem Weg zum Wellnessbereich.

Mit vom Schlaf verquollenen Augen steht Hille kurz darauf vor der Bademeisterin. Die hilft ihr in die Wanne mit der grünbraunen, dicken Brühe und geht zurück ins Schwimmbad. Kurz darauf steckt ein ausgesprochen attraktiver junger Mann seinen Kopf um die Ecke.

„Hi, good morning“, sagt er und stellt sich mit unverkennbar deutschem Akzent als ihr Massage-Therapeut vor.

„Sie können ruhige Deutsch mit mir sprechen“, sagt Hille.

„Oh cool“, sagt er. „Ich bin drüben im Sauna- und Massagebereich. Kommen Sie einfach rüber, wenn Sie hier fertig sind.“

Hille genießt die Wärme und die Ruhe. Sie räkelt sich im Schlamm. Außer dem Ticken der Wanduhr ist nichts zu hören. Die Sache mit Peter geht ihr nicht aus dem Kopf. Ich muss die Kollegen informieren, denkt sie. Die Augen fallen ihr zu und sie döst vor sich hin.

Plötzlich knarzt die Schwingtür. Sofort ist Hille hellwach. Schritte klacken auf den Fliesen. Hilles Herzschlag beschleunigt sich. Die Bademeisterin trägt Flipflops und schlurft, Thaistyle, und der Masseur trägt Sneakers, die machen keine Geräusche. Sie holt tief Luft und taucht unter. Das Klacken kommt näher. Stoppt.

Eine Hand greift in ihr Haar und zieht ihren Kopf aus dem Schlamm. Sie starrt in Peters grinsendes Gesicht. In der Hand trägt er eine Flasche.

„Netter Versuch.“ Er lacht. „Schlamm steht dir.“

„Wie hast du mich gefunden?“

„Du hättest dich nicht direkt unters Fenster stellen sollen. Dich erkenne ich selbst im Halbdunkel. Und alte Backpacker wie du steigen nicht in teuren Hotels ab, die mieten sich schon aus alter Gewohnheit nostalgisch ein. In deinem Fall kommt nur ein Bambus-Bungalow am Lonely Beach in Frage. Alles Weitere sind Connections. Der Anmeldezettel hat dich verraten. An der Rezeption hieß es, du seist hier.“

„Wir dachten, du bist tot!“

„So war das ja auch geplant.“ Peter öffnet die Flasche. „Du dumme Nuss hast geglaubt, ich tue dir einen Gefallen. Aber die Kleine hätte Peppone in den Knast gebracht. Ich musste da alleine hin. Und es war Zeit für mich, selbst zu verschwinden.“

„Warum?“ Hille schluckt.

„Was muss, das muss. Das Leben ist teuer. Und Peppone hat schon immer gut gezahlt. Als er beschloss, nach Thailand abzuhauen, musste ich natürlich mit. Klaro, oder? Ein bisschen Blut im Auto verschmieren und ab die Post. Mensch Mädchen, wieso hast du hinter mir herspioniert? Ich hätte dir noch ein paar fröhliche Rentnerjahre gegönnt. Wie hast du mich überhaupt entdeckt?“

„Das Kneipenvideo auf YouTube“, sagt Hille.

Peter nickt. „Ich habe gleich gesagt, ich sollte nicht zu sehen sein. Aber Peppone meinte, wer soll dich hier schon erkennen. Tja … er kennt eben Hille Hicks nicht.“ Er hält ihr die Flasche hin. „Trink! Mein bester Bourbon. Dein Henkersmahl. Ich hoffe, du weißt das zu schätzen. Später wird jeder glauben, du bist betrunken im Schlamm ersoffen.“

„Du mieser Arsch!“ Hilles Hände schießen hoch, eine ergreift die Flasche, die andere fasst ihn am Kragen und reißt ihn mit aller Kraft in die Wanne. Er versucht, sie zu würgen, glitscht aber ab. Hille schlägt mit der Flasche zu. Der Bourbon ergießt sich mit verführerischem Duft in die grün-braune Brühe.

„Schade drum“, seufzt Hille. Sie versucht, Peters Kopf hochzuhalten, während sie mit schlammigen Fingern den Notknopf drückt. Nicht dass sie am Ende tatsächlich für seinen Tod verantwortlich ist.

Die Bademeisterin und der deutsche Masseur stürzen in die Kabine. „What is going on here?“

„Rufen Sie bitte die Tourist Police. Ich bin gerade überfallen worden. Und vielleicht holt mal jemand den Kerl aus der Wanne“, sagt sie grinsend. „Mann, Mann, Mann, zwei hier drin sind einfach einer zu viel!“


„Wir sind das, was wir wiederholt tun. Vorzüglichkeit ist daher keine Handlung, sondern eine Gewohnheit.“
Aristoteles

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#2

RE: SGZ 28 - Zwei sind einer zu viel!

in Die Geschichten der Woche 21.07.2024 00:39
von Perlfee • Federlibelle | 154 Beiträge | 588 Punkte

Hallo Sturmruhe
Eine tolle Geschichte, richtig spannend, und die Wendung mit Peter - sowas gefällt mir . Gute Idee, noch eine Hille- Geschichte zu schreiben, ich kann mir vorstellen, da gibt's demnächst noch mehr. Ich finde sie sehr aus dem Leben gegriffen, es kann sie tatsächlich so geben; sympathisch ist sie mir nicht. Aber muß sie ja auch nicht.

Ja, und dann macht sie den blöden Fehler, trampelt über den Hinterhof und stellt sich dann noch gut sichtbar hin. Sowas mag ich halt nicht, finde ich unprofessionell, also von Hille, nicht von dir. Sie hat dann ja nochmal richtig Glück, daß sie aus der Nummer im Schlammbad wieder rauskommt. Mal sehen, wie es mit ihr weitergeht.

Authentisches Flair kommt dank deiner Kenntnisse in die Kulisse.
Gute Geschichte


Viele Grüße


Sylvia, Brownie, Pearly und Gimli

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Sturmruhe hat sich bedankt!
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#3

RE: SGZ 28 - Zwei sind einer zu viel!

in Die Geschichten der Woche 21.07.2024 08:37
von Sturmruhe • Federlibelle | 1.222 Beiträge | 5477 Punkte

Guten Morgen @Perlfee ,

wie schön, dass dir meine Hille-Story gefällt.

Zitat
Ich finde sie sehr aus dem Leben gegriffen, es kann sie tatsächlich so geben; sympathisch ist sie mir nicht. Aber muß sie ja auch nicht.

Für die Figur habe ich ein bisschen was von Bella Block entlehnt, der TV-Kommissarin, Urgestein mit Herz und Schnauze, und meine Hille hat die für echte Hamburger Deerns im fortgeschrittenen Alter typische unerschrockene Art und unkonventionelle Rede. Fischmarkt-Jargon und einen kreativen Geist. Dabei ist sie aber auch sehr dickköpfig und es geht ihr hinten unten dran vorbei, was andere von ihr denken. Sie musste sich halt jahrzehntelang gegen die Macho-Kerle bei der Kripo durchsetzen und schafft das auch. Letzteres hat sie auch ein bisschen von mir, wobei ich nicht bei der Kripo, sondern im Mediengeschäft unterwegs war. Aber Journalisten, also die männlichen Urgesteine unter ihnen, sind nicht viel besser als die Kerle bei der Polizei, auch in dem Metier hat man reichlich mit Fieslingen zu tun und das färbt ab. Aber ich bin viel netter als Hille, zumindest nach außen hin..

Solche Frauen liebe ich und da ja Hamburg fast 40 Jahre lang meine Wahlheimat war, bevor ich nach Thailand ging, bin ich, wenn überhaupt in Deutschland, dort auch nach all den Jahren hier auf der Insel noch ein bisschen verwurzelt.

Zitat
Ja, und dann macht sie den blöden Fehler, trampelt über den Hinterhof und stellt sich dann noch gut sichtbar hin. Sowas mag ich halt nicht, finde ich unprofessionell, also von Hille, nicht von dir.

Ich finde, spannende Protagonisten brauchen Ecken und Kanten. Hille ist nicht perfekt und eine gute Geschichte braucht Konflikte. Wie alle Menschen handelt auch sie manchmal unüberlegt und macht Fehler. Allerdings war sie nach dem Sturz und dem Zusammentoß mit dem schweren Motorrad angeschlagen, es tut sauweh (weiß ich aus eigener Erfahrung!), wenn so ein Teil auf dich fällt und sich der Lenker in deine Schulter bohrt. Ich bin mal mit einem umgefallen und war drei Monate bewegungsbehindert. Außerdem war ein Fehler in diesem Fall auch notwendig, denn wie sonst hätte ich es fertigbringen sollen, dass Peter sie sieht, erkennt und nach ihr sucht? Sie hat zwar einen Verdacht, nachdem sie auf der Online-Suche nach einer gemütlichen Bar an ihrem Urlaubsort zufällig das Video entdeckte, mit zwei Männern, die sie an Peter und Peppone erinnern. Natürlich ist da ihr Ermittler-Instinkt geweckt, doch sie ist ja in Thailand. außerdem nicht mehr im Dienst, sie kann schlecht einfach dorthin marschieren und offiziell ermitteln. Es muss heimlich geschehen, und sollte sich ihr Verdacht bestätigen, würde sie die Kollegen in Deutschland informieren. Aber ich wollte die Konfrontation vor Ort und deshalb muss der Steinhaufen unter Hille zusammenbrechen und das Bike auf sie fallen, damit sie einen Fehler machen kann.

Zitat
ich kann mir vorstellen, da gibt's demnächst noch mehr.


Ja, das könnte ich mir auch vorstellen! Danke fürs Lesen und Kommentieren!

Liebe Grüße und einen schönen Sonntag
Marion







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Aristoteles

zuletzt bearbeitet 21.07.2024 08:41 | nach oben springen

#4

RE: SGZ 28 - Zwei sind einer zu viel!

in Die Geschichten der Woche 21.07.2024 09:07
von Doro • Federlibelle | 2.416 Beiträge | 9470 Punkte

Liebe @Sturmruhe ,

auch mir gefällt dein Krimi. Sehr amüsant. Den ersten Teil habe ich ebenfalls gelesen, aber nicht kommentiert, weil mir dazu einfach die Zeit fehlte.

Schon die Namen Hille Hicks und Bösewald. Hi, hi - muss einem erst mal einfallen.

Ich bin gespannt, ob es noch einen dritten Teil gibt. Ich würde es Hille gönnen, dass sie wieder eingestellt wird. Vielleicht kriegt sie ja ihr Alkoholproblem in den Griff.

Eine kleine Erbse:

Zitat von Sturmruhe im Beitrag #1
ist ein indigniertes Fachen zu hören.
Fauchen wahrscheinlich, oder?


Zitat von Sturmruhe im Beitrag #1
Binge-Watching von „Suits“
Sagt mir nichts. "Suits" ist wahrscheinlich die Serie. Aber was ist "Binge-Watching"?

Zitat von Sturmruhe im Beitrag #1
Ein Sport-BH wäre jetzt angenehm, denkt sie.
Ha, ha, kenne ich. (Das "denkt sie" bräuchte es meiner Ansicht nach gar nicht. Stört mich allerdings auch nicht beim Lesen.)

Der Dialog mit der inneren Stimme finde ich ebenfalls witzig.


Sehr gern gelesen.


LG
Doro


Gib jedem Tag die Chance, der schönste deines Lebens zu werden. (Mark Twain)
Sturmruhe hat sich bedankt!
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#5

RE: SGZ 28 - Zwei sind einer zu viel!

in Die Geschichten der Woche 21.07.2024 09:39
von Sturmruhe • Federlibelle | 1.222 Beiträge | 5477 Punkte

Hallo, Moin liebe @Doro!

Freut mich, dass dir meine Hille-Geschichten gefallen! Ja, das liebe Zeitproblem, das kenne ich. Momentan bin ich auch ziemlich eingespannt. Neben der Serienmörder-Story und zwei Artikeln über Zahnimplantate (ja, stinklangweilig, aber gut bezahlt) warten noch eine Probe-Kurzgeschichte von 650 Worten zum Thema Mitgefühl auf mich, die, wenn sie gefällt, zu einer 18.000 Worte Story in einer Weihnachts-Anthologie führen könnte. Bezahlt! Und dann ist da die Sache mit den Zähnen ... ich bekomme gerade eine Rundum-Sanierung, kein Spaß und es ist zeitintensiv. Auch recht kostenintensiv, nicht zu vergessen, deshalb kommen mir die Aufträge sehr gelegen. In Deutschland könnte ich die Zahnarztkosten wahrscheinlich nicht bezahlen, deshalb beschwere ich mich lieber nicht und schreibe mir hier lieber die Finger wund. Macht aber eigentlich auch Spaß.

Dennoch, die Hille-Story musste sein. Sie ist nachts entstanden, da arbeiten meine kreativen Zellen am intensivsten.


Zitat
Schon die Namen Hille Hicks und Bösewald. Hi, hi - muss einem erst mal einfallen.



Danke, ich bin auch sehr zufrieden mit den Namen!

Zitat
Ich bin gespannt, ob es noch einen dritten Teil gibt. Ich würde es Hille gönnen, dass sie wieder eingestellt wird. Vielleicht kriegt sie ja ihr Alkoholproblem in den Griff.

Tatsächlich bin ich jetzt in gewisser Weise "angefixt", das heißt, ich denke darüber nach, Hille weiter aktiv sein zu lassen. Mal schauen, ich habe da schon eine Idee, in der ich beides unter einen Hut bringen kann, Hille als Ermittlerin und das Umfeld hier, in dem ich mich mittlerweile besser auskenne, als in Deutschland. In den letzten 11 Jahren, seit ich hier lebe, hat sich in Hamburg so viel verändert, ich könnte nicht mehr authentisch schreiben. Meine Lieblingskneipen von früher gibt es nicht mehr, es wurde viel gebaut, aber auch viel abgerissen. Ich könnte nicht mehr dem Rat folgen, "schreibe über das, was du kennst". Es wäre nicht mehr authentisch, oder ich müsste für jede Geschichte vorher wild recherchieren. Aber wie gesagt, ich habe da eine Idee, das könnte sogar ausgesprochen spannend werden. Ist aber noch im Werden.

Zitat
Der Dialog mit der inneren Stimme finde ich ebenfalls witzig.


Danke, der gefällt mir auch gut, und er zeigt nebenbei, dass sie sehr viel mit sich allein ist und es gewohnt ist, mit sich selber zu reden - vielleicht ist sie manchmal einsam?

Zitat
Sagt mir nichts. "Suits" ist wahrscheinlich die Serie. Aber was ist "Binge-Watching"?

"Binge-Watching" = Du ziehst dir hintereinanderweg so viele Folgen einer Serie rein, bis zu einschläfst oder du genug hast. Binging beim Essen bedeutet beispielsweise, dass du mehr isst, als dir gut tut, von allem zu viel. Ich bin ziemlich gut im Binge-Watching, seit ich Netflix habe. "Suits" ist eine Kult-Anwaltsserie, die ich persönlich sehr liebe, vor allem wegen der Hauptfigur Harvey Specter, frech, clever, kreativ in seinen Lösungen, und er findet immer einen Weg, zu gewinnen, selbst im größten Schlamassel - und es ist die Serie, in der Meghan Markle eine Anwaltsgehilfin und spätere Anwältin spielt und damit bekannt wurde. "Suits" - der Titel - steht übrigens für "Anzüge", in anderen Worten für die superteuer gekleideten Anwälte mit den 1.000 Dollar Haarschnitten, ohne die sie bei den reichen Klienten kein Bein auf die Erde kriegen würden.
Ganz lieben Dank fürs Lesen und Kommentieren - trotz Zeitdruck. Das freut mich besonders. Und danke für die Erbsen!

Liebe Grüße
Marion


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#6

RE: SGZ 28 - Zwei sind einer zu viel!

in Die Geschichten der Woche 22.07.2024 10:26
von Bree • Federlibelle | 4.476 Beiträge | 18162 Punkte

Liebe @Sturmruhe

was für eine geniale Idee, Hille Hicks in Thailand ermitteln zu lassen! Wie üblich hast du die dortige Atmosphäre so bildlich eingefangen, dass ich praktisch neben ihr stand. Sehr schön! Und herrlich spannend!

Von der Menge her hättest du direkt zwei Storys daraus machen können. Für die erste wäre hier der perfekte Cliffhanger-Schluss gewesen:

Zitat von Sturmruhe im Beitrag #1
Schweratmend steht sie einen Moment lang in der Dunkelheit. „Ich bin wirklich zu alt für sowas“, sagt sie. „Was mach ich denn jetzt?“

Was glaubst du, wie wild wir auf Teil zwei gewesen wären? Wenn das nächste SGZ-Wort auch noch "Schlamm" gewesen wäre, hätte das perfekt gepasst.


Zwei kleine Erbsen:

Zitat
sowieso meistens auf Seiten des Meistbietenden. Englisch sprechen sie sowieso eher


Zitat von Sturmruhe im Beitrag #1
„Netter Versuch.“ Er lacht. „Schlamm steht dir.“
„Wie hast du mich gefunden?“

Da Hille ja untergetaucht war, gehe ich davon aus, dass ihr Gesicht schlammbedeckt ist. Ehe sie anfängt zu sprechen, wäre es für mich daher sinnvoll gewesen, dass sie sich erst einmal die Matschepampe von Augen und Mund wischt.
Aber das ist wirklich Meckern auf hohem Niveau. Die Story ist super! Und Hille finde ich - gerade wegen ihrer Ecken und Kanten - wunderbar!

Noch eine Bitte: Da es vorkommt, dass deine Story gelesen wird, ehe man selbst einen Blick auf das Wort der Woche geworfen hat, man aber vielleicht vorhat, selbst noch einen Beitrag zu schreiben, bitte nicht das entsprechende Wort fett markieren. Das ist nicht notwendig. Danke dir!

LG
Bree


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(Sir Arthur Conan Doyle)

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#7

RE: SGZ 28 - Zwei sind einer zu viel!

in Die Geschichten der Woche 22.07.2024 11:03
von Sturmruhe • Federlibelle | 1.222 Beiträge | 5477 Punkte

Hi, guten Morgen liebe @Bree !

Morgen ist gut, hier ist es bereits kurz vor vier, ich habe Hunger und sitze an meiner Serienmörder-Story.

Ich freue mich gerade wie Bolle, dass dir meine Story so gut gefällt! Ich selber liebe meine Hille Hicks inzwischen total und sie wird euch/uns mit Sicherheit noch oft begegnen. Stimmt, ich hätte die Story zweiteilen können, aber es flutschte gerade so gut und ich wollte euch das Ende nicht vorenthalten. Bestimmt wird sie sehr bald wieder in ein Abenteuer hineinschliddern.

Erinnerst du dich übrigens an die Serie "Bella Block" (oder wie auch immer die Serie hieß)? Teile - harte und weiche - von diesem Ermittlerinnen-Urgestein sowie einige meiner weniger netten Eigenschaften gehen in Hille eine Fusion ein, die ich richtig cool finde.


Danke für die Erbsen, die werde ich berücksichtigen. Du hast Recht, der Schlamm muss erst ab ...

Und sorry wegen des Worts der Woche, ich hatte gar nicht bedacht, dass jemand meine Geschichte lesen könnte, der nicht schon nachgeschaut hat, welches Wort zu verwenden ist, weil ich nämlich immer sofort nachschaue! Ich habe es sogleich "entfettet".

Liebe Grüße von Koh Samui, wo es gerade bedeckt und gar nicht bilderbuchmäßig ausschaut, kein strahlendblauer Himmel, sondern eher ein bedecktes Grau mit Regenwolken, und es ist feucht-warm bis schwül-heiß. Deshalb steht in meinem Garten - in Ermangelung eines eigenen Pools - eine lange, weiße Plastikbadewanne mit kaltem Wasser, in das ich bei Bedarf eintauchen und mich abkühlen kann, bevor ich mich wieder mit meinem Serienmörder beschäftige. Er überlegt gerade, wie er in ganz kleine Silikonbeutelchen hochgiftiges Formaldehyd spritzen kann, ohne dass ihn die Chemie umbringt, und wie er sie dann am besten luftdicht verschließen kann. Das Spezialsilikon wird auf jeden Fall mal nicht durchätzen, sagt Google. Er will in den Beutelchen nicht nur seine supermännlichen Trophäen sicher aufbewahren, sondern sie an seinem selbstgenähten, noch supermännlicheren Body (Anzug, nicht Körper) anbringen und damit heimlich herumlaufen. Dann wird er sich hoffentlich endlich als richtiger Mann fühlen! Ja, der Typ ist total irre, aber gilt das nicht für alle Serienmörder? Und die Hörer meines Auftraggebers wollen sowas ... ich selbet wäre wohl nie auf die Idee gekommen, eine Serienmörder-Story zu schreiben. Doch was soll's, und langsam wird es spannend!

Marion


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#8

RE: SGZ 28 - Zwei sind einer zu viel!

in Die Geschichten der Woche 22.07.2024 18:05
von Perlfee • Federlibelle | 154 Beiträge | 588 Punkte

Hallo Sturmruhe

Zitat von Doro im Beitrag #4
Ich würde es Hille gönnen, dass sie wieder eingestellt wird.

Die Idee hatte ich auch zwischendurch. Wäre das möglich? Ich meine, Fakt ist ja, sie hat Peter nicht zu dem Einsatz begleitet. Gut, er hat es darauf angelegt, aber vielleicht würden die Vorgesetzten bzw. die, die darüber entscheiden, sagen, sie hätte sich durchsetzen müssen, Vorschriften usw.
Würde sie das überhaupt wollen?
Mir kam die Idee, ob sie nicht als Privatdetektivin in Thailand leben und arbeiten könnte.


Zitat von Sturmruhe im Beitrag #7
Erinnerst du dich übrigens an die Serie "Bella Block"
Stimmt, jetzt weiß ich, an wen sie mich erinnert hat.


Viele Grüße


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#9

RE: SGZ 28 - Zwei sind einer zu viel!

in Die Geschichten der Woche 22.07.2024 19:54
von Sturmruhe • Federlibelle | 1.222 Beiträge | 5477 Punkte

@Perlfee

Lasst euch überraschen!

Liebe Grüße
Marion


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#10

RE: SGZ 28 - Zwei sind einer zu viel!

in Die Geschichten der Woche 23.07.2024 12:38
von Bree • Federlibelle | 4.476 Beiträge | 18162 Punkte

Hallo @Sturmruhe

Bella Block ist mir zwar ein Begriff, geschaut habe ich die Serie aber nie. Vielleicht, weil ich kein großer Hannelore-Hoger-Fan bin.

Dein Serienmörder scheint wirklich ziemlich irre zu sein. Das klingt zumindest so, aber für einen Krimi ist das natürlich perfekt. Wir "Normalos" lieben es ja, mit einem Schaudern in die Abgründe der Menschheit zu blicken. Wenn dir dieser Auftrag so viel Spaß macht, ist das natürlich perfekt.

LG
Bree


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